Bitumenemulsionen sind infolge ihres thermodynamisch instabilen Zweiphasen-Zustandes begrenzt lagerfähig, empfindlich gegen Überhitzung und starke mechanische Beanspruchungen (z.B. beim Pumpen) und aufgrund des Wassergehaltes frostempfindlich. Der Umgang mit Bitumenemulsionen erfordert daher Fachwissen und Sorgfalt.
Bitumenemulsionen sind umweltfreundliche Baustoffe, nicht nennenswert wassergefährdend und ausgezeichnet recyclingfähig.
Als Ausgangsbitumen werden neben reinem Straßenbaubitumen auch polymermodifiziertes Straßenbaubitumen sowie Polymerdispersion (Latices) zur Emulsionsherstellung eingesetzt.
Die Vorteile von polymermodifizierten Bitumenemulsionen sind ihr ausgezeichnetes Haftverhalten an nahezu allen Gesteinen sowie die Erhöhung der Plastizitätsspanne des Bindemittelfilmes. Das bedeutet höhere Kohäsion und Festigkeit der Verklebung in der Wärme und geringere Sprödbruchneigung in der Kälte.
Eine weitere moderne Entwicklung mit guter Bewährung in der Praxis ist der Zusatz von vegetabilen Ölen, insbesondere Rapsöl zur Bitumenphase. Bitumen wird dadurch weicher, lässt sich besser emulgieren, das Brech- und Abbindeverhalten der Bitumenemulsion im Zuge der Verarbeitung werden optimiert. Eine Verlängerung der Bausaison für Oberflächenbehandlungen um einige Wochen ist dadurch unter günstigen Randbedingungen möglich. Bindemittel aus Bitumenemulsionen mit Rapsölzusatz üben deutliche Regenerierungseffekte auf die zumeist gealterten Asphaltunterlagen mit verhärtetem bituminösem Mörtel aus. Dadurch wird der Splitt besser mit der Unterlage verzahnt, was letztlich in vielen Fällen den Einsatz niedrigerer Bindemittelmengen erlaubt, bei sehr weichen, feinkörnig aufgebauten, hohlraumarmen Unterlagen sogar erfordert.
In den Monaten bis Jahren nach der Verarbeitung beginnt das Rapsöl zu verharzen, was zu einer Festigkeitssteigerung im Bindemittelfilm und dadurch zu einer besseren Haltbarkeit der mit der Bitumenemulsion ausgeführten Straßenerhaltungsmaßnahme führt. Darüber hinaus kann ein Teil importabhängiger Erdölprodukte durch heimisch nachwachsende vegetabile Rohstoffe ersetzt werden, ein Vorteil für Volkswirtschaft und Umwelt. Der Rapsölzusatz ersetzt nicht die Polymermodifizierung, ist aber mit dieser kombinierbar und bewährt sich in der Baupraxis seit 2 Jahrzehnten ausgezeichnet.
Kationische Bitumenemulsionen sind in einem Europäischen Regelwerk (EN 13808) und in einer österreichischen Umsetzungsnorm (ÖNORM B 3508) genormt (siehe dazu Abschnitt Qualitätskriterien).
Anionische Bitumenemulsionen werden auf europäischer Ebene nicht genormt. Die ÖNORM B 3509 legt die Anforderungen an anionische Bitumenemulsionen fest.
(Die Grafik stellt eine schematische Darstellung der Schritte beim Brechen und Abbinden einer "Unstabilen Bitumenemulsion" am Gestein dar.)